Zum dritten Mal seit 2015 legt das FOG-Institut für Markt- und Sozialforschung mit den „Stadtteil-Profilen Chemnitz 2019/2020“ eine Publikation vor, die in grafischer Form Daten und Fakten zur Bevölkerungs-, Sozial- und Baustruktur der 39 Chemnitzer Stadtteile aufbereitet. Die 120-seitige Broschüre charakterisiert jeden der Stadtteile im Hinblick auf Bevölkerung, Sozialdaten, Altersstruktur, Wanderungsgeschehen und Wohnungsmarkt und verdeutlicht in vergleichenden Übersichten die Heterogenität der Stadtteile und seiner Bewohnerschaft.
Ausgewählte Ergebnisse:
Bevölkerung in den Stadtteilen: Der Kaßberg ist mit 17.954 Einwohner nicht nur der bevölkerungsreichste Stadtteil, sondern auch der am dichtesten bewohnte (8.900 EW/km²). Sieben weitere Stadtteile weisen fünfstellige Bewohnerzahlen auf: Gablenz (15.521), Sonnenberg (15.450), Zentrum (14.679), Bernsdorf (14.329), Schloßchemnitz (13.854), Altendorf (11.907) und Markersdorf (11.464). Erfenschlag (954), Rottluff (1.124) und Stelzendorf (1.378) sind die kleinsten Stadtteile (bezogen auf die Bevölkerung, Stand jeweils 31.12.2018).
Bevölkerungswachstum: Im Zeitraum der letzten fünf Jahre (31.12.2013-31.12.2018) verzeichnete der Stadtteil Zentrum mit 24,2 % Bevölkerungsgewinn die größten Einwohnerzuwächse. Es folgen das Lutherviertel (+10,6 %), Rabenstein (+8,6%), Sonnenberg (+8,4 %), Adelsberg (+5,6 %) sowie Bernsdorf (+5,3 %). Trotz eines gesamtstädtischen Bevölkerungsplus von 2,3 % (2013-2018) registrierten 16 Stadtteile Bevölkerungsrückgänge, am stärksten der Stadtteil Hutholz (-7,6 %).
Ausländische Bevölkerung: 8 % der Bevölkerung von Chemnitz besitzt keine deutsche Staatsbürgerschaft. Fünf Stadtteile wiesen zum Zeitpunkt 31.12.2017 zweistellige Ausländeranteile auf: Furth (25,6 %), Zentrum (23,5 %), Bernsdorf (21,5 %), Sonnenberg (15,7 %) und Lutherviertel (12,1 %). In 11 Stadtteilen dagegen war von 100 Einwohnern weniger als 1 ein Ausländer (geringster Anteil: Klaffenbach 0,4 %). Je weiter man sich vom Stadtkern entfernt, desto geringer werden die Anteile der ausländischen Bewohnerschaft in den Stadtteilen. Ausnahme ist das Fritz-Heckert-Gebiet, wo die Werte in der Spanne von 9,4 % (Morgenleite) bis 5,0 % (Hutholz) liegen.
Altersstruktur: Die Altersstruktur in den Stadtteilen unterscheidet sich deutlich. Das Lutherviertel ist der Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Kindern zwischen 0 und 5 Jahren (8 %), die meisten 6-17Jährigen (anteilig an Stadtteilbevölkerung; 13 %) leben in Euba. 32 % der Einwohner von Bernsdorf sind zwischen 18 und 29 Jahren. Hier hat die TU Chemnitz großen Einfluss. 54 % der Bewohner des Yorckgebiets dagegen befinden sich bereits im Rentenalter. Die meisten „Hochaltrigen“ wohnen in Kapellenberg: hier sind 18 % der Stadtteilbewohner 80 Jahre oder älter.
Geburten: Steigende Geburtenzahlen in Chemnitz haben auch die Stadtteile und deren Geburtenhäufigkeit in (statistische) Bewegung gebracht. Um Schwankungen im Jahresvergleich auszugleichen, zeigen die Stadtteil-Profile die Geburten pro 1.000 EW im Zeitraum 2007-2017. Demnach wurden die meisten Kinder in Hilbersdorf, Lutherviertel, Kaßberg und Schloßchemnitz geboren (jeweils zwischen 13 und 14 Geburten jährlich pro 1.000 EW). Die wenigsten Geburten je 1.000 EW gab es im Yorckgebiet (3,7), Helbersdorf (5,2), Reichenhain (5,3) und Kapellenberg (5,5). Die Werte sagen nichts über die tatsächliche Zahl der Kinder je Frau (im kompletten Leben) aus, sondern bilden nur die aktuelle Bevölkerungsstruktur im Stadtteil ab.
Zuzüge und Fortzüge: Klammert man Ebersdorf aus, dessen Stadtteil-Daten massiv durch die Wanderungsbewegungen in der Erstaufnahme-Einrichtung geprägt sind, so gab es statistisch die meisten Zuzüge je 1.000 EW in Furth, Lutherviertel, Zentrum, Berndorf, Sonnenberg, Schloßchemnitz, Hilbersdorf, Kaßberg. Hier ziehen jährlich mindestens 10 % der Bevölkerung neu in den Stadtteil. Die gleichen Stadtteile sind aber auch jene, die die meisten Wegzüge verzeichnen. Stadtteile am Rand der Stadt sind von deutlich weniger Wanderungsbewegungen gekennzeichnet. Am wenigsten Zuzüge gab es in Kleinolbersdorf-Altenhain (3,6 % jährlich neue Bevölkerung), Stelzendorf (3,8 %) und Euba (4,1 %). Die wenigsten Fortzüge aus den Stadtteilen wurden in Glösa-Draisdorf (3,8 % pro Jahr), Adelsberg (4,0 %) und Stelzendorf (4,1 %; jeweils Jahresdurchschnitt 2008-2017).
Mieter vs. Eigentümer: Die Zahl der Zuzüge und Wegzüge steht in engem Zusammenhang zur Bau- und Wohnstruktur der Stadtteile. Die Stadtteile mit den höchsten Eigentümeranteilen (Haushalte wohnen im eigenen Wohneigentum) sind Stelzendorf mit 81 %, Adelsberg mit 76 %, Glösa-Draisdorf mit 74 % und Reichenhain mit 74 % (Quelle: Zensus). Im Gegensatz dazu wohnen im Zentrum 99 %, auf dem Sonnenberg und im Lutherviertel jeweils 98%, in Kappel, Kaßberg und Morgenleite 97 % der Haushalte zur Miete. Während sich in Stelzendorf 81 % aller Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern befinden, so befinden sich im Lutherviertel 99 % aller Wohnungen in großen Mehrfamilienhäusern mit mindestens 6 Wohnungen.
Arbeitslosigkeit und Hilfebezug: In drei Stadtteilen erhält mehr als jeder fünfte Einwohner existenzsichernde Leistungen nach SGB II / XII: Sonnenberg (28,2 %), Morgenleite (22,8 %) und Zentrum (20,9 %). Der gesamtstädtische Werte lag bei 10,7 % (Stand 09/2017). In Adelsberg, Euba, Glösa-Draisdorf und Reichenhain sind die wenigsten Einwohner auf Unterstützung angewiesen (0,8 % bis 1,5 %). Anteilig die meisten Arbeitslosen leben auf dem Sonnenberg (hier sind 11,5 % der Bewohner zwischen 15-65 Jahren arbeitslos), in Morgenleite (12,7 %) und in Helbersdorf (10,3 %).
PKW: Durchschnittlich kommen in Chemnitz auf 1.000 Einwohner (ab 18 Jahren) 512 privat zugelassene PKW. In den ländlichen Stadtteilen liegt der Wert bei 600 bis 735 PKW je 1.000 Einwohner (Euba: 735; Kleinolbersdorf-Altenhain: 717; Stelzendorf: 716; Erfenschlag: 706); in den innerstädtischen Stadtteilen rangiert er bei 300 bis 500. Die wenigsten Autos je 1.000 Einwohner fahren im Zentrum (320), Bernsdorf (361), Sonnenberg (391). Der Kaßberg dagegen weist 493 PKW je 1.000 EW auf.
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