Der Beitrag betrachtet volkswirtschaftlich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Stadt Chemnitz, beleuchtet das Bruttoinlandsprodukt, die Entwicklung der Arbeitsplätze sowie Höhe von Löhnen und Gehältern.
Bruttoinlandsprodukt in Chemnitz
Das Bruttoinlandsprodukt in Chemnitz lag im Jahr 2012 mit 7,0 Mrd. Euro nach Leipzig (15,5 Mrd. Euro) und Dresden (15,3 Mrd. Euro) an dritter Stelle unter den ostdeutschen Großstädten und somit vor den BIPs von Magdeburg (6,8 Mrd. Euro), Rostock (6,2 Mrd. Euro), Erfurt (6,2 Mrd. Euro) und Halle/S. (5,9 Mrd. Euro). (Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" im Auftrag der Statistischen Ämter der 16 Bundesländer, des Statistischen Bundesamtes und des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen, Frankfurt a. M – wer sich selber einmal in die Datenlage einlesen will, der findet unter www.vgrdl.de das komplette Datenmaterial). Hinweis für „Nicht-Volkswirte“: Das Bruttoinlandsprodukt misst den Wert aller produzierten Waren und Dienstleistungen (z B. 7,0 Mrd Euro), der innerhalb eines Wirtschaftsgebietes (z. B. Stadtgebiet Chemnitz) während einer bestimmten Periode (z. B. Jahr 2012) erarbeitet wurde.
Wie dieser Wert einzuordnen ist, zeigt ein Vergleich mit anderen Städten aus den Alten Bundesländern:
- Berlin: 105,1 Mrd. Euro
- Hamburg: 94,9 Mrd. Euro
- München: 83,5 Mrd. Euro
- Frankfurt am Main: 55,0 Mrd. Euro
- Köln: 48,3 Mrd. Euro
- Düsseldorf: 41,5 Mrd. Euro
- Stuttgart: 39,7 Mrd. Euro
- Bremen: 23,7 Mrd. Euro
- Essen: 23,6 Mrd. Euro
- Nürnberg: 23,3 Mrd. Euro
- Bonn: 19,6 Mrd. Euro
- Dortmund: 19,2 Mrd.
BIPs von Städten aus den Alten Bundesländern mit vergleichbarer Größe wie Chemnitz zeigen leicht höhere Werte als die 7,0 Mrd. von Chemnitz:
- Braunschweig 9,5 Mrd. Euro
- Freiburg i. B. 9,2 Mrd. Euro
- Kiel 9,0 Mrd. Euro
- Krefeld 7,9 Mrd. Euro
- Gelsenkirchen: 7,6 Mrd. Euro
- Mönchengladbach 7,6 Mrd. Euro
Das Bruttoinlandsprodukt der Stadt Chemnitz befindet sich seit Mitte der 1990er Jahre in stetem Wachstumskurs und lag im Jahr 2012 29 % über dem Wert von 1994. Das auf den ersten Blick moderate Wachstum würde weitaus größer ausfallen, hätte Chemnitz nicht im selben Zeitraum 20 % (von 299.000 auf 241.000) seiner Einwohner verloren. Anders formuliert: das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ist deutlich stärker gewachsen.
Die Entwicklung der Produktivität (gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner) ist seit 1994 um ca. 57 % gestiegen (19 Kalenderjahre), seit 2003 um 18,5 % (9 Kalenderjahre)
- 1994: 293.428 EW – 5,4 Mrd. Euro BIP = 18.420 Euro BIP pro EW
- 2003: 247.723 EW – 6,0 Mrd. Euro BIP = 24.380 Euro BIP pro EW
- 2012: 241.403 EW – 7,0 Mrd. Euro BIP = 28.890 Euro BIP pro EW
Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner liegt in Chemnitz mehr als 20 % über dem sächsischen Landesdurchschnitt bzw. mehr als ein Viertel höher als die Werte von Thüringen, Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern [Jahr 2012].
- 22 % über dem sächs. Mittelwert von 23.533 Euro BIP je EW (Sachsen insgesamt)
- 27 % über dem thüringischen Mittelwert von 22.545 Euro BIP je EW (Thüringen insgesamt)
- 26 % über dem Sachsen-anhaltinischen Mittelwert von 22.824 Euro BIP je EW (Sachsen-Anhalt insgesamt)
- 25 % über dem brandenburgischen Mittelwert von Wert 22.971 Euro BIP je EW (Brandenburg)
- 28 % über dem mecklenburg-vorpommerischen Mittelwert von 22.473 Euro BIP je EW (Mecklenburg-Vorpommern)
Der Fakt klingt für den Außenstehenden relativ eindrucksvoll, ist aber ein statistisches Zerrbild (bzw. Resultat) des Stadt-Land-Gegensatzes. Großstädte haben immer ein höherer BIP je Einwohner im Vergleich zu ländlichen Regionen in den einzelnen Ländern. Alle ostdeutschen Großstädte mit Ausnahme Halle/S. haben ein BIP je Einwohner zwischen 28.000 und 30.000 Euro.:
- Rostock: 30.496 Euro BIP je EW
- Berlin: 29.865 Euro BIP je EW
- Erfurt: 29.844 Euro BIP je EW
- Magdeburg: 29.265 Euro BIP je EW
- Leipzig: 28.964 Euro BIP je EW
- Dresden: 28.694 Euro BIP je EW
- Chemnitz: 28.678 Euro BIP je EW
- Halle/S.: 25.170 Euro BIP je EW
Sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze
Die Anzahl der Arbeitsplätze in Chemnitz – gemessen an der Menge der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse – ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt aktuell bei knapp 111.000 (Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Freistaat Sachsen nach Gemeinden, 30.06.2014 - ältere Werte sind der sog. „Kreisstatistik“ des Statistischen Landesamtes entnommen)
Der Beschäftigungsrückgang, der im Rahmen des wirtschaftlichen Transformationsprozesses seit 1990 auch Chemnitz heimgesucht hatte, konnte nicht nur gestoppt, sondern im Jahr 2006 sogar umgekehrt
werden. Nach einem Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze von 121.700 im Jahr 1998 auf 101.700 (2005) erhöht sich seit 2006 die Zahl der sozialversicherungspflichtigen
Arbeitsplätze in der Stadt kontinuierlich: Die Stadt Chemnitz selbst gibt auf ihrer Webseite für den 31.12.2013 einen Wert von 109.765 an. Das Statistische Landesamt veröffentlicht für den
30.06.2014 einen Wert von 110.879. Die Zahlen sind umso erfreulicher, da es sich – losgelöst von demographischen Faktoren (z. B. frei werdende Stellen durch Rentenbeginn) – um ein tatsächliches
Mehr an Arbeitsplätzen handelt.
Löhne und Gehälter
Die durchschnittlichen Bruttolöhne/-Gehälter in Chemnitz liegen im sachsenweiten Vergleich mit jährlich 25.200 Euro pro Arbeitnehmer (hinter Dresden und Zwickau) noch vor Leipzig und deutlich vor allen sächsischen Landkreisen. (Quelle: „Arbeitnehmerentgelt in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 2000 bis 2012“, herausgegeben vom Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" im Auftrag der Statistischen Ämter der 16 Bundesländer, des Statistischen Bundesamtes und des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen, Frankfurt a. M.)
Überblick über die Bruttolöhne-/-Gehälter insgesamt pro Jahr und je Arbeitnehmer
- Dresden: 26.946 Euro
- Zwickau: 25.312 Euro
- Chemnitz: 25.173 Euro
- Leipzig: 25.083 Euro
- Landkreis Meißen: 25.010 Euro
- Landkreis Mittelsachsen: 24.493 Euro
- Landkreis Nordsachsen: 24.271 Euro
- Landkreis Leipzig: 24.028 Euro
- Landkreis Görlitz: 23.994 Euro
- Landkreis Bautzen: 23.948 Euro
- Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: 23.878 Euro
- Vogtlandkreis: 23.856 Euro
- Erzgebirgskreis: 22.826 Euro
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